Archiv der Kategorie: Die Sudelseite

Bücher

Ein Buch pro Haushalt

Immer mehr Eltern besitzen immer weniger Bücher für ihre Kinder.

Das ist eine begrüßenswerte Entwicklung. Nur wer sein Kind zu einem weltfremden Sonderling und beliebten Mobbingopfer erziehen möchte, bringt es früh in Kontakt mit Büchern und weist es am besten noch in die Geheimnisse des Faxens, Morsens und der Diaprojektion ein. Bücher sind eine stete und oft unterschätzte Gefahrenquelle im Haushalt. Sie wirken bei einem Feuer als Brandbeschleuniger. Sollte es andererseits in absehbarer Zeit mal wieder zu einer der in Deutschland beliebten Bücherverbrennungen kommen, dann spart man Zeit, wenn man den Flammen weniger Werke übergeben muss. Wer seine Wände mit Bücherregalen verunziert, hat oft keinen Raum mehr für einen Großbildfernseher, der für eine gesunde Entwicklung von Kindern unerlässlich ist. Zeit, die Kinder mit Büchern sinnlos verschwendet haben, fehlt ihnen später beim Erstellen ihres Instagram-Profils oder beim Drehen von TikTok-Tanzvideos. Im Übrigen ist ein Buch pro Haushalt völlig ausreichend, denn mehr braucht man nicht, um lästige Insekten zu erschlagen.

Hans Zippert

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Photoaustellungen

PHOTOGRAPHISCHES

Seit Anfang der 1980er-Jahre photographiere ich regelmäßig. Schwerpunkte waren und sind Berlin, Israel und Italien.

In mehreren Ausstellungen wurden und werden die Photographien gezeigt.

1998 die Einzelausstellung „Bruchim ha’baim – Bilder aus Israel“:

Im Rahmen der Ausstellung „Swingin‘ Market“ 2006:

Im Rahmen des „Browse Fotofestival 2012“ die Ausstellung „L’altra Venezia“:

2013 die Einzelausstellung „Viva il governo – Murales di Orgosolo“:

2015 die Einzelausstellung „Il mondo dietro gli specchi“:

2016 die Ausstellung „Fumegai – Bilder aus einem verlassenen Dorf“:

2019 die Ausstellung ORDINE E DISORDINE – Photographische Anmerkungen zu Luciano de Crescenzo:

Artikel

Zwischen 2009 und 2012 erschienen in „Kreuzberger Illustrierten“ vier Artikel von mir zum Thema Kreuzberg.

Die „Kreuzberger Illustrierte“  wurde von Gerd Marenke herausgegeben, erschien jährlich und huldigte dem literarischen Stadt„spaziergang“ (Bus, Rad und Schiff inbegriffen).

Die Artikel aus folgenden Ausgaben stehen zum Download bereit (© Gerd Marenke):

2009 – Kreuzberg – 20 Jahre mauerlos: Radweg, gemauert

2010 – Von der Mitte nach Südost – Bus M 29: Oranienplatz

2011 – Unter Kreuzberger Brücken – Landwehrkanal: Synagoge Fraenkelufer

2012 – Vom Kreuzberg an die schöne Spree – Bus 140: In der Zeit gereist und die ersten drei Stationen

Aus den achtziger Jahren ist ein Aufsatz über die Rolle des Todes in den Werken Georg Büchners.

„…das Leben ist nicht die Arbeit wert, die man sich macht, es zu erhalten.“

© Alle Texte sind urheberrechtlich geschützt (Copyright). Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei C.A. Schulz-Hackbarth. Bitte fragen Sie mich, falls Sie die Inhalte verwenden möchten.

Der Mensch an sich

„Es ist nicht immer alles schön im Ausland, aber es ist immer schön, nicht in Deutschland zu sein“
Wiglaf Droste

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  1. Alles, was es schon gibt, wenn du auf die Welt kommst, ist normal und üblich und gehört zum selbstverständlichen Funktionieren der Welt dazu.
  2. Alles, was zwischen deinem 15. Und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär und kann dir vielleicht zu einer beruflichen Laufbahn verhelfen.
  3. Alles, was nach deinem 35. Lebensjahr erfunden wird, richtet sich gegen die natürliche Ordnung der Dinge.
    Douglas Adams

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Mensch sein heißt Utopien haben.
Paul Tillich

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Der IQ einer Menschenmasse ist der IQ des dümmsten Mitglieds geteilt durch die Anzahl der Mitglieder.
Anonym

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Manche glauben das Erreichte zählt, andere glauben, das Erzählte reicht.

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Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.
Ödön von Horvath

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Was können Männer schon in Erinnerung behalten? Alles können sie. Alles. Bilder und Gerüche, Richtungen und Geräusche, Wege und Aromen, Annehmlichkeiten und Berührungen. Alles außer den Worten und Namen und Prophezeiungen und Tatsachen. Wozu Dinge im Gedächtnis behalten, die man derart leicht neu erfinden kann?
Meir Shalev (Im Haus der großen Frau, S. 426 f)

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Ich lasse mir meine Meinung durch Tatsachen nicht wegrecherchieren. 
Dieter Gütt

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Ein Mensch, der nicht einmal eine Stunde am Tage für sich hat, kann nicht Mensch genannt werden.
Rabbi Nachman aus Brazlaw

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Wer nichts weiß, muss alles glauben.
Ebner-Eschenbach

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Ich war mir seit Kriegsende darüber klar, dass der deutsche Leser eins auf keinen Fall wollte, nämlich nachdenken. Und darauf habe ich meine Zeitungen eingestellt.
Axel C. Springer im Evangelischen Sonntagsblatt am 5.7.59

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The first thing we do, let’s kill all the lawyers

Als erstes sollten wir alle Anwälte töten.
Shakespeare (Henry VI, Part 2, Act IV, Scene 2)

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Politik

Kommunisten/Anarchisten
„Sie sind also der Kommunist des Dorfes“, sagte Stucky.
„Ach was! Zwei Kommunisten sind eine Partei und drei eine Spaltung. Ich bin Anarchist, und jeder Anarchist kümmert sich nur um sich selbst. Wir sind von Anfang an gespalten.“
Fulvio Ervas


„Polit-Karriere“
Erst sagen/ >Mehr Demokratie wagen</ dann Demoskopie um Rat fragen/ dann Demagogie ertragen/ dann achselzuckend den Verlust der Demokratie beklagen/ dann nichts mehr zu fragen wagen/ dann Demokraten erschlagen/ und zuletzt Demokratie zu Grabe tragen
Wiglaf Droste

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Eine/ Methode/ die/ in/ dieser/ Gesellschaft/ Erfolge/ aufweisen/ kann/ zwingt/ uns/ an/ ihr/ zu/ zweifeln/ aber/ eine/ Methode/ mit/ der/ man/ Schiffbruch/ erleidet/ muss/ deshalb/ noch/ nicht/ die/ richtige/ sein
Erich Fried

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Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Aber er hat kein Recht auf seine eigenen Fakten.
Tarkan Bagci

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Wie es unter einer Million Menschen nur Tausend Denker gibt, so gibt es unter tausend Denkern nur einen Selbstdenker.
Carl Ludwig Börne (* 6. Mai 1786 im jüdischen Ghetto von Frankfurt am Main als Juda Löb Baruch; † 12. Februar 1837 in Paris)

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Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.
Marie von Ebner-Eschenbach

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Die Menschen wehren sich gegen neue Freiheiten fast noch heftiger als gegen neue Gesetze.
George Bernhard Shaw

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Die herrschende Geschmacklosigkeit ist der Geschmack der Herrschenden.
Anonym

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La politique est l’art d’empêcher les gens de se mêler de ce qui les regarde.

Politik ist die Kunst, Menschen daran zu hindern, sich in Dinge einzumischen, die sie etwas angehen.
Paul Valéry – 1871-1945

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Niemand schafft größeres Unrecht, als der, der es in Form von Recht begeht.
Platon

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Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird.
Fritz Bauer

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Ich glaube, es ist eine traurige Wahrheit, dass wir unserem Affenzustand noch sehr nahe sind und dass die Zivilisation nur eine sehr dünne Decke ist, die sehr schnell abblättert.
Fritz Bauer

Caffè

Il sibilo pane piano, come iI respiro di una donna nei fumi deI sonno. Uno di quei respiri che di prima mattina scivolano sul cuscino con un mugolio di piacere. È un soffio lento, che cresce a poco a poco. Finché diventa un fischio sottile, acuto, irresistibile. Sale fino alla cappa e invade tutta la cucina. Qualcosa sotto comincia a gorgogliare. Aroma di buono che, dolcemente, scioglie la crosta delle cose e concilia con la durezza dei mondo. Poi, così come è cominciato, precipita in un rantolo. E ammutolisce. Il caffè era pronto.

Bruno Morcio: „Maccaia. Una settimana con Bacci Pagano“

Antonio Gramsci

La crisi consiste appunto nel fattto che il vecchio muore e il nuovo non può nascere: In questo interregno si verificano i fenomeni morbosi più svariati.

Die Krise besteht gerade darin, dass das Alte stirbt und das Neue nicht geboren werden kann: In diesem Interregnum treten die unterschiedlichsten krankhaften Erscheinungen auf.
Antonio Gramsci
(Quaderni dal carcere (Q 3, §34))

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L’illusione è la gramigna più tenace della coscienza collettiva; la storia insegna, ma non ha scolari.

Die Selbsttäuschung ist das hartnäckigste Unkraut im kollektiven Gedächtnis: die Geschichte lehrt, aber sie hat keine Schüler.
Antonio Gramsci
(11 marzo 1921, Italia e Spagna, L’Ordine Nuovo)

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Jeden Morgen, wenn ich aufwache und der Himmel noch bedeckt ist, habe ich das Gefühl, dass es für mich Silvester ist.
Deshalb hasse ich diese befristeten Neujahre, die das Leben und den menschlichen Geist in ein kommerzielles Unternehmen mit Bilanz und Budget für das neue Management verwandeln. Sie führen dazu, dass man den Sinn für die Kontinuität des Lebens und des Geistes verliert. Am Ende glaubt man ernsthaft, dass zwischen einem Jahr und dem nächsten eine Unterbrechung der Kontinuität stattfindet und eine neue Geschichte beginnt, und man fasst Vorsätze, bereut Verfehlungen usw. usw.
(…)
Deshalb hasse ich das neue Jahr. Ich möchte, dass jeder Morgen für mich ein Silvesterabend ist. Ich möchte jeden Tag mit mir selbst ins Reine kommen und mich jeden Tag erneuern. Kein Tag zum Ausruhen vorgesehen. Ich wähle meine Pausen selbst, wenn ich mich vom intensiven Leben berauscht fühle und in die Tierwelt eintauchen möchte, um daraus neue Kraft zu schöpfen.
Antonio Gramsci
(1. gennaio 1916, Avanti!, Sotto la Mole)

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Ich hasse die Gleichgültigen. Ich glaube, zu leben bedeutet Partisan zu sein. Wer wirklich lebt, kann nicht kein Bürger und Partisan sein. Die Gleichgültigkeit ist Willenslosigkeit, ist Parasitismus, ist Feigheit, ist kein Leben. Deshalb hasse ich die Gleichgültigen.
(…)
Ich hasse die Gleichgültigen auch dafür: Weil mich ihr Geheule als ewige Unschuldige mit Ärger erfüllt. Ich frage jeden einzelnen Menschen davon, wie er die Aufgabe, die ihm das Leben gegeben hat und täglich aufgibt, angenommen hat, was er getan hat, was er nicht getan hat.
(…)
Ich lebe, ich bin Partisan. Deshalb hasse ich den, der nicht teilnimmt, ich hasse die Gleichgültigen.
Antonio Gramsci
(11. febbraio 1917, La città futura)

Ordnung

Sie können es so ausdrücken: Wo nichts am rechten Platz liegt, da ist Unordnung. – Wo am rechten Platz nichts liegt, ist Ordnung.
Bertold Brecht

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Zuviel Ordnung gebiert Unordnung (Graffito in Pisa)

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Un ulteriore passo avanti lo si potrebbe fare considerando il Disordine non più come l’opposto dell’Ordine, bensì come una sua esagerazione.

Vielleicht bringt es uns weiter, wenn wir Unordnung nicht mehr als Gegensatz von Ordnung ansehen, sondern als deren Übertreibung
Luciano de Crescenzo

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Amo l’Ordine perché, in quanto esiste, mi permette di infrangerlo.

Ich liebe die Ordnung, denn wo es sie gibt, erlaubt sie es mir, gegen sie zu verstoßen.
Luciano de Crescenzo

Weinzitate

“Vi invito oggi a mangiare bene e a bere con abbondanza, ma non la Coca-Cola! Vino buono, perché il vino è segno della vita eterna! In Paradiso fratelli miei gli astemi non potranno entrare, perché si beve il vino”.

„Ich lade euch heute ein, gut zu essen und reichlich zu trinken, aber keine Coca-Cola! Guten Wein! Denn Wein ist das Zeichen des ewigen Lebens! Ins Paradies, meine Brüder, werden die Abstinenzler nicht hineingelangen können, denn dort wird Wein getrunken.“
Don Pietro Cesena
Parrocchia Santi Angeli Custodi, Borgotrebbia – Piacenza, 24.12.20 (im Lockdown)

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Se dall’uve il sangue amabile non rinfranca ognor le vene, questa vita è troppo labile, troppo breve e sempre in pene.

Wenn das liebliche Blut aus der Weintraube nicht jedes Mal die Adern belebt, ist dieses Leben zu flüchtig, zu kurz und immer schmerzhaft.
Francesco Redi

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Nicht das Lachen, sondern das Trinken ist dem Menschen eigen; und ich meine nicht einfach das Trinken, das müssen auch die Tiere: Ich meine das Trinken von gutem, frischem Wein. Mit Wein wird man göttlich. Der Wein hat die Macht, die Seele mit aller Wahrheit, aller Erkenntnis, aller Philosophie zu erfüllen.
François Rabelais, 1494 – 1553, Gargantua

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L’aqua la fa mêl, e‘ ven e‘ fa cantê.

Wasser tut weh, Wein bringt dich zum Singen.
Sprichwort aus der Romagna

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Schade, dass man Wein nicht streicheln kann.
Kurt Tucholsky

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Quando morirò seppellitemi in una vigna, acciocché possa ridare alla terra tutto quello che ho bevuto nella mia vita.

Wenn ich sterbe, begrabe mich in einem Weinberg, damit ich der Erde alles zurückgeben kann, was ich in meinem Leben getrunken habe.
Francesco Guccini

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Wein hat den Zahlenwert 70; dies ist auch der Zahlenwert des Begriffs »Sod« (Geheimnis). Unsere Weisen sagen: »Wenn der Wein hereinkommt, kommt das Geheimnis heraus« (Eruwin 65b). Wein in Maßen setzt unsere spirituelle g’ttliche Seele frei, unser Geheimnis, unsere größte menschliche Kraft.
Aus diesem Grund muss im Judentum bei allen »körperlichen« Festen Wein getrunken werden. Die Brit Mila bringt ein neues Kind in den Bund Awrahams, bei einer Chuppa wird ein neues jüdisches Haus gebaut. Der Schabbat erhebt die Schöpfung. Und am Sederabend erheben wir uns aus der körperlichen Unterdrückung in die spirituelle Freiheit. Wein ist dabei hilfreich.
Rabbiner Raphael Evers

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Wine is constant proof that God loves us and loves to see us happy.

Der Wein ist ein ständiger Beweis dafür, dass Gott uns liebt und es liebt, uns glücklich zu sehen.
Benjamin Franklin, 1706-1790

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Ἐν οἴνῳ ἀλήθεια.

„Im Wein (liegt) die Wahrheit.“
Alkaios von Lesbos, 630 v. Chr – 580 v. Chr.

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O Wein! O Wein! Mir ist so wohl wie nie!
Schenkt ein! Schenkt ein! Das nenn´ ich Therapie!
E.T.A. Hoffmann, 1776 – 1822

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Un buveur était à table, et au dessert on lui offrit du raisin. «Je vous remercie, dit-il en repoussant l’assiette; je n’ai pas coutume de prendre mon vin en pilules.»

Am Tisch saß ein Trinker, dem zum Nachtisch Weintrauben angeboten wurden. „Ich danke Ihnen“, sagte er und schob den Teller weg, „ich habe nicht die Angewohnheit, meinen Wein in Tablettenform einzunehmen.“
(Anthelme Brillat-Savarin 1755-1826, La physiologie du gout, XXI)

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Il y a plus de vieux ivrognes que de vieux médecins.

Es gibt mehr alte Säufer als alte Ärzte.
François Rabelais, 1494 – 1553, Gargantua

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Sù! svegliatevi da bravi!
Sù! coraggio, o buona gente!
Vogliam star allegramente,
Vogliam ridere e scherzar.

Finch’han dal vino
Calda la testa
Una gran festa
Fa preparar.

Auf! Wacht auf gute Menschen!
Auf! Nur Mut, liebe Leute!
Wir wollen fröhlich sein,
Wir wollen lachen und scherzen.

Bis vom Wein
ihre Köpfe glühen!
Ein großes Fest
soll bereitet sein.

Lorenzo Da Ponte, Don Giovanni, Scena 18

Duden und Juden

„Der Tagesspiegel“ vom 10.2.22:
„In den vergangenen Tagen kam es zum Streit zwischen dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Redaktion des «Duden». Es geht um den Eintrag «Jude» im Online-Wörterbuch, demzufolge das Wort gelegentlich «wegen der Erinnerung an den nationalsozialistischen Sprachgebrauch als diskriminierend empfunden» werde.

Der «Duden» empfiehlt, in diesen Situationen auf die Bezeichnung «jüdische Menschen» auszuweichen oder andere Varianten zu wählen, zum Beispiel «jüdische Mitbürger». „

Die Angst vor dem kleinen Wort „Jude“ ist schon faszinierend. Und gebiert blödsinnige Umgehungswörter; z.B. Mitbürger mosaischen Glaubens. Tucholsky hätte sich dagegen verwahrt, denn Jude war er, mosaischen Glaubens war er nicht!

Denn Jude zu sein, heißt beileibe nicht, auch religiös zu sein. Schon Moses Mendelssohn sagte »Unter allen Vorschriften und Verordnungen des mosaischen Gesetzes lautet kein einziges: du sollst glauben, sondern alle heißen: du sollst tun« und »die Israeliten haben göttliche Gesetzgebung, Lebensregeln,… aber keine Lehrmeinungen, keine Heilswahrheiten«.

Genauso unsinnig ist das Umgehungswort jüdische Mitbürger. Denn auch dieses beinhaltet schon die Ausgrenzung, die Klassifizierung. Da geht es eben nicht um den gleichwertigen Mitbürger, sondern um den als „anders“ definierten.

Da kommt einem schnell der Artikel über Juden in Herders Conversations-Lexikon von 1854-1857 in den Sinn, in dem es heißt: »Hinsichtlich der Judenemancipation ist zu bemerken, daß dieselbe unmöglich gute Früchte haben kann, so lange die Juden Juden bleiben.«

Das unsinnige ist, dass gerade die Versuche, nicht als Antisemit wahrgenommen zu werden, (sicherlich oft ungewollt) in einem antisemitischen Mäntelchen daherkommen. Für den, dem das Aussprechen des Wortes Jude Schmerzen bereitet, scheint aus jüdischer Sicht der Jude so etwas zu sein, wie ein Stein im Schuh, ein Fremdkörper eben.

Wer es ernst nimmt, mit der Toleranz, sagt Jude, Jüdin, Juden. Wir werden es ihm danken.

Nachtrag:
Inzwischen hat der Duden seinen „Warnhinweis“ geändert:
„Wegen des antisemitischen Gebrauchs in Geschichte und Gegenwart, besonders in der Zeit des Nationalsozialismus, werden die Wörter «Jude/Jüdin» seit Jahrzehnten von der Sprachgemeinschaft diskutiert. Gleichzeitig werden die Wörter weithin völlig selbstverständlich verwendet und nicht als problematisch empfunden. Der Zentralrat der Juden in Deutschland, der die Bezeichnung selbst im Namen führt, spricht sich für die Verwendung aus. Besonders im öffentlichen Sprachgebrauch finden sich auch alternative Formulierungen wie «jüdische Menschen, Bürger/-innen, Mitbürger/-innen» oder – in religiösem Zusammenhang – «Menschen jüdischen Glaubens». Eine weitere Variante ist «ich bin jüdisch / er ist jüdisch».“

Immer noch sehr verkrampft, aber wenigstens ist die Kritik angekommen.

Amerika

Die Amerikanerinnen sind doch unterhalb des Nabels alle aus Celluloid.
Kurt Tucholsky

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In Amerika ist das Verschiedensein nahezu gleichbedeutend mit Landesverrat.
Henry Miller

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Amerika? Das ist die Entwicklung von der Barbarei zur Dekadenz ohne Umweg über die Kultur.
Georges Clemenceau

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