Zeitraum | Besitzer | Betreiber Ausschank |
1838 bis 1844 | Georg Leonhard Hopf | Georg Leonhard Hopf |
1844 bis 1858 | Marie Margarethe Hopf | Marie Margarethe Hopf |
1858 bis 1861 | C. & E. Deibel (Söhne von Hopfs Witwe) | C. & E. Deibel (Söhne von Hopfs Witwe) |
1861 bis 1863 | Friedrich Ehrenreich | Friedrich Ehrenreich |
1864 bis 1872 | Friedrich Ehrenreich, ab 1871 Berliner Bockbrauerei AG | Segebrecht, Restaurateur |
1873 bis 1876 | Berliner Bockbrauerei AG, Direktor: Friedrich Ehrenreich | Otto, Restaurateur |
1877 bis 1878 | Berliner Bockbrauerei AG, Direktor: Paul Haenel | G. Habel, Restaurateur |
1879 bis 1885 | s.o. | Harms, Restaurateur, ab 1881 Hof-Traiteur |
1886 bis 1888 | s.o. | Fritz Liesecke, Oekonom |
1889 bis 1891 | Berliner Bockbrauerei AG | Schaffert, Oekonom |
1892 bis 1895 | s.o. | Tiedemann, Oekonom |
1896 bis 1898 | s.o. | J. Lehmann, Oekonom |
1899 bis 1902 | Norddeutsche Brauerei Actien-Gesellschaft | R. Wolf, Oekonom |
1903 bis 1908 | s.o. | August Raddatz, Oekonom |
1909 bis 1919 | Norddeutsche Brauerei Actien-Gesellschaft, ab 1917 Actien-Brauerei-Gesellschaft Friedrichshöhe vorm. Patzenhofer | Max Schwarz, Oekonom |
1920 bis 1923 | Schultheiss-Patzenhofer Aktiengesellschaft für Brauerei-Unternehmungen | R. Bendix |
1924 bis 1932 | s.o. | Walter Emmerich, Gastwirt |
1933 bis 1938 | s.o. | E. Weidner |
1939 bis 1943 | s.o. | C. Reinhart |
Archiv der Kategorie: Die Bockbrauerei
Überblick Unternehmensgeschichte
Zeit | Ereignis |
---|---|
1827 | Der Bayer Georg Leonhard Hopf unternimmt im Haus Leipziger Straße Nr. 6 den Versuch, Bier auf bayerische Art zu brauen. Ein Waschhaus wird mit einem Kessel versehen. Das erste Bier ist noch obergärig. |
1828 | Georg Leonhard Hopf wiederholt seine Versuche, Bier auf bayerische Art zu brauen, und erwirbt an der Friedrichstr. 126 nahe dem Oranienburger Tor eine stillgelegte Braunbier-Brauerei. |
1832 | Braumeister Johann Ley braut in der Hopf’schen Brauerei nahe dem Oranienburger Tor als erster Berliner untergäriges Lagerbier nach bayrischer Art. |
1838 | Hopf erwirbt 4 Morgen Weideland auf dem Tempelhofer Berg, um hier an der Fidicinstr. 2/3 eine Brauerei zu errichten. |
1838 | 8.5.1838 Grundsteinlegung und Gründung der Hopf’schen Bock-Brauerei als Ursprungsbetrieb |
Frühjahr 1840 | In der Hopf’schen Berliner Bock-Brauerei wird das erste Bockbier gebraut. – Es wird schnell so beliebt, daß das ganze Hopf’sche Etablissement danach den Namen „der Bock“ erhält. |
1842 | Ein Brand zerstört die oberirdischen Gebäude total. |
Herbst 1842 | Mit großer Energie kann G. L. Hopf nach dem Brand mit seinem Neubau den Betrieb wieder voll aufnehmen. |
30. April 1844 | Georg Leonhard Hopf stirbt mit 40 Jahren |
ab 1844 | Hopfs Witwe führt mit zwei Söhnen die Brauerei. – Sie stellen den Betrieb von Hand- auf Dampfbetrieb um |
1855 | Umstellung von Handbetrieb auf Dampfbetrieb |
1861 | Die Hopf’sche Brauerei geht an den Hotelbesitzer Friedrich Ehrenreich über, der sie auf einen einen Bierausstoß von 20.000 hl erweitert. |
1871 | Umfirmierung als „Hopf’sche Berliner Bock-Brauerei“ |
16.02.1871 | Das Unternehmen wird als „Berliner Bockbrauerei“ zur Aktiengesellschaft. Beteiligt an dieser Umwandlung ist ein Konsortium, bestehend aus Otto Hübner, Fabrikbesitzer Reimann, Rechtsanwalt Geppert und den Bankiers J. Alexander und Mayer Cohn. |
01.04.1888 | Vor dem fürstlichen Palais in der Wilhelmstraße fährt in den frühen Morgenstunden ein festlich geschmückter Bierwagen des „Urbock am Tempelhofer Berg“ vor, um damit Fürst Bismarck zu seinem vierundsiebzigsten Geburtstag zu erfreuen. |
19.02.1891 | „Trinkfrohe und seßhafte Männer“ eröffnen im großen Saal der Bockbierbrauerei, Tempelhofer Berg, die Bockbiersaison. Mit Fanfarenstößen wurde der Moment des Bockanstichs feierlich verkündet. |
1899 | Das Unternehmen geht an die „Norddeutsche Brauerei Actien-Gesellschaft“ im Norden Berlins. |
1905 | Neubau der Schwankhalle (Faßreinigung) nach den Plänen der Architekten Lachmann und Zauber. |
1917 | Übernahme durch die „Actien-Brauerei-Gesellschaft Friedrichshöhe vorm. Patzenhofer“ |
12.07.1920 | Fusion der „Actien-Brauerei-Gesellschaft Friedrichshöhe vorm. Patzenhofer“ mit der „Schultheiß Brauerei AG“ zur „Schultheiss-Patzenhofer Aktiengesellschaft für Brauerei-Unternehmungen“ |
1922 | Der Braubetrieb wird eingestellt. Das Gelände aber weiterhin als Gaststättenbetrieb betrieben. |
1943/44 | Bomben zerstören große Teile der Gebäudesubstanz |
1951 | Abriß eines großen Teils der Ruinen |
1955 | Das Gelände der Brauerei geht in den Besitz des Spediteurs Walter Mann über. |
Bilder der Bockbrauerei
Die Bilder sind zeitlich geordnet und den jeweiligen Betreibern bzw. Pächtern der Schankwirtschaft der Bockbrauerei zugeordnet.
Zur vollständigen Liste der Besitzer und Betreiber.
1888 (Liesecke)
1892 (Tiedemann)
1899 bis 1902 (Reinhold Wolf)
1903 bis 1908 (August Raddatz)
1909 bis 1919 (Max Schwarz)
Postkarte zur 75-Jahr-Feier
Reklamemarken zur 75-Jahr-Feier 1913
Aus der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum
1920 bis 1923 (R. Bendix)
1924 bis 1932 (Walter Emmerich)
1933 bis 1938 E. Weidner
1939 bis 1943 C. Reinhart
Erklärung zur Darstellung des Hakenkreuzes.
Kurioses
Die Hopf’sche Bockbrauerei
Georg Leonard Hopf arbeitete um 1820 in der Habelschen Weinhandlung an der Leipziger Straße als Fassbinder, stieg schnell zum Kellermeister auf, heiratete nach dem frühen Tod des Meisters die traurige Witwe und übernahm den Betrieb. Als das Gespräch in der Schankstube auf das bayerische Bier kam, von dem man erzählte, es sei um vieles besser als das säuerliche Weißbier Berlins, behauptet Hopf: Das kann ich auch! Und braut in einem alten Waschkessel das erste Bockbier Berlins.
Wenig später kauft er Land und zwei Mühlen auf dem Tempelhofer Berge. Am 8.5.1838 findet die Grundsteinlegung statt und in der Folge die Verlegung der Braustätte vom Oranienburger Tor auf das weitläufige Gelände des Tempelhofer Bergs. 1839 eröffnet dort die „Bockbrauerei am Tempelhofer Berg“, eine Brauerei mit Schanklokal. Als er im Mai 1840 das erste Bockbier ausschenkt, strömen die Berliner „in Massen hinaus zum Halleschen Tor auf den kahlen Tempelhofer Berg, um das neue, unbekannte, köstliche Naß“ zu trinken.
Der Schriftsteller Willibald Alexis (1798–1871) schwärmt im Morgenblatt für gebildete Leser: „Es gefiel den Leuten so gut, dass sie nicht wieder aus dem Hause fortzubringen waren. Andere sah man den Heimweg anstatt nach dem Halleschen Thore in gerade umgekehrter Richtung“ antreten, wieder andere soll man „am Morgen in den Gräben gefunden haben“.
Damit hatte er den Beginn der Entwicklung einer der bedeutendsten Industrien Berlins geleistet. Bereits im ersten Jahr betrug der Absatz 4050 Hektoliter und wuchs rasch an. Neben der Herstellung des Bockbiers erfreuten sich die auf dem Gelände stattfindenden Bockbierfeste („Urbock auf dem Tempelhofer Berge“) bei den Berlinern großer Beliebtheit (auch wegen der zum Bockbier gereichten Wurst, die daher den Namen Bockwurst erhielt). Weitere Grundstücke wurden gekauft und Betriebsgebäude zugefügt. Auf dem Gelände gab es nicht nur einen großen Saalbau und eine Ausschankhalle, sondern auch Kegelbahn und Sommerbühne.
Ein Brand zerstörte die Brauerei im Jahr 1842. Es kam zwar zum Wiederaufbau, jedoch starb Georg Leonhard Hopf am 30. April 1844 im Alter von nur 44 Jahren, angeblich an den Folgen der durch die Brandkatastrophe ausgelösten Aufregungen. Die Beisetzung erfolgte in einem Erbbegräbnis auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I vor dem Halleschen Tor.
Marie Hopf und deren Söhne aus erster Ehe, die Gebrüder Deibel, führten die Brauerei bis 1861; dann wurde sie verkauft an den Hotelbesitzer J. F. Ehrenreich, der 1871 die Berliner Bockbier-Brauerei in eine AG umwandelte.
In der Folge wurde die Bockbrauerei mit ihren vielfältigen Unterhaltungsangeboten zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Berliner.
Wesentlich für den Erfolg war auch das Marketing, angefangen mit dem Fass Bockbier, das die Bockbrauerei jährlich dem Reichskanzler Bismarck zukommen ließ.
Dies war sogar eine Meldung in der Tagespresse wert:
Und auch Bismarcks Antwortschreiben konnten als Werbung genutzt werden.
Aber auch für Bismarcks heftigste Gegener, die Berliner Arbeiterbewegung, waren die Säle der Bockbrauerei ein wichtiger Versammlungsort. August Bebel hielt bei dem Arbeiterfest des Wahlbezirks I und II am 30.9.1890 anlässlich des aufgehobenen Sozialistengesetzes die Hauptrede.
Zudem fanden auf dem Gelände außergewöhnliche Sportveranstaltungen wie z.B. Boxkämpfe im Rahmen der Europameisterschaft und Deutsche Meisterschaften im Halbschwergewicht statt.
Der spätere Reichskanzler, Außenminister und Nobelpreisträger Gustav Stresemann (der auf dem Luisenstädtischen Friedhof beerdigt ist) schrieb 1901 „Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts – Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der hohen Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig“ und erwähnte auch die Bockbrauerei:
„Nun wird im Jahre 1838 in Berlin durch den früheren bayrischen Weinküfer Hopf zum ersten Male Bier nach bayrischer Art gebraut und in seinen, am Tempelhofer Berg gelegenen Lokalitäten zum Ausschank gebrächt. Das neue Bier mundet den Berlinern zum großen Teile außerordentlich und findet daher leichten Eingang in den Konsum, verschiedene Braumeister, die anfänglich bei Hopf angestellt waren, machen sich selbständig. Ebenso wie der erste Hersteller des bayrischen Bieres aus einer Weinhandlung hervorgegangen ist, so soll auch in den Weinstuben zuerst das bayrische Bier neben dem Wein eingeführt worden sein. Eine besondere Anziehungskraft übte auf die Berliner die von Hopf seit 1840 eingeführte, auch von Bayern importierte Sitte des „Bock“- Anstiches im Frühjahr aus; bis in die achtziger Jahre war der Bock-Ausschank am Tempelhofer Berg ein Wallfahrtsort für die Berliner und der erste Tag des Bock-Anstiches bedeutete ein Ereignis.“
1917 fusionierte die Bockbrauerei mit der Patzenhofer-Brauerei, die sich wiederum drei Jahre später mit Schultheiss zusammenschloss.
Die Schultheiß-Patzenhofer AG betrieb einige hundert Meter entfernt auf dem Kreuzberg ebenfalls eine Brauerei .
1922 wurde die Bierproduktion auf dem Brauerei-Gelände am Tempelhofer Berg eingestellt. Dennoch blieb die Bockbrauerei bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts die meistbesuchte Vergnügungsstätte der Berliner.