Vom Alten Mühlenweg zur Fidicinstraße (1780 bis 1910)

Plan Geometral De Berlin E Des Environs (La-Vigne-Plan), 1685
Älteste bekannte Darstellung der Tempelhofer Berge. Der spätere Kreuzberg (links) und die Grundstücke entlang des Weinbergsweges (heute Bergmannstraße) sind als „Kurfürstlicher Weinberg“ ausgewiesen, die letzten drei als „Particulier-Weinberg“ (vergl. den Text von Fidicin weiter unten).
Friedrich Wilhelm Schaub: Upstall unterhalb der Tempelhofer Berge, um 1780
(Links die Mühle an der heutigen Fidicinstraße und der zu ihr führende Weg, heute Am Tempelhofer Berg. In der Mitte der Weg die Tempelhoferstraße nach Tempelhof, heute Mehringdamm und rechts der Kreuzberg)
1802: Plan von Berlin nebst den umliegenden Gegenden

1843 schrieb Ernst Fidicin über das Gebiet im dem 47 Jahre später eine Straße nach ihm benannt werden sollte:

Ernst Fidicin: Berlin – historisch und topographisch dargestellt, Berlin 1843

Eine der Gastwirtschaften war jene, die ihren Namen von jenem „dustren Keller“ hatte und deren Dächer wir auch auf dem Gemälde von Schaub (s.o) finden.

um 1790 (Blick auf den Kreuzberg)

Ab 1840 beginnt die weitere Bebauung des Mühlenberges mit dem Bau der Bockbrauerei in direkter Nachbarschaft zur westlichen der beiden Mühlen.

Photo für Stereoskopie enstanden zwischen 1868 und 1870. Links die Bockbrauerei.

Die Bockbrauerei wurde mehrmals erweitert. das Gemälde von Julius Jacob zeigt aber deutlich, dass sie an der westliche Seite des Mühlenberges die einzige Bebauung (abgesehen von der Mühle) war.

Julius Jacob: Holländermühle neben dem Brauereigebäude am Tempelhofer Berg, 1883
Detail aus der „Festschrift für das 75-jährige Jubiläum der Berliner Bock-Brauerei“, im Vordergrund der „Dustre Keller“, im Hintergrund die Mühle und die Brauerei auf dem Tempelhofer Berg.

Mit dem Hobrecht-Plan von 1862 wurden auch die Tempelhofer Berge als mögliche Baugebiete ins Auge gefasst. Hobrecht plant dabei allerdings kein konkretes Straßennetz, sondern lediglich Bebauungsblöcke, die Grundlage für die spätere Kanalisationsplanung waren. Die eigentliche Bebauung begann erst ein Vierteljahrhundert später.

„Ausdrücklich ist auf die fortschrittliche Gesinnung Hobrechts hinzuweisen, wie sie zu dieser Zeit auch Rudolf Virchow und Ludwig Hoffmann im Dienste der Stadt Berlin und ihrer Menschen vertraten. Die von Hobrecht 1859-61 erarbeiteten Bebauungspläne für die Umgebungen von Berlin waren nicht dazu gedacht, gesundheitsschädliche Wohnverhältnisse zu schaffen, wie gelegentlich in polemisierenden Texten zu lesen ist.
Der Straßenplan mit seinen markanten Plätzen machte keine Aussage über die Bebauung der Blöcke. Der Grund für die Mietskasernen lag in der hemmungslosen Bodenspekulation.“
Quelle: Verein für die Geschichte Berlins e.V., gegr. 1865

Bebauungsplan der Umgebungen Berlins, Genehmigt durch Allerhöchste Cabinets Ordre. Abtheilung II (Hobrecht-Plan, die „Abtheilung II“ umfasste den u.a. den heutigen Chamissokiez und endete an der heutigen Schwiebusser Straße)

Hundert Meter östlich, etwa in der Straßenmitte, begann allerdings schon 1872 der Bau einer Molkerei der Berliner Molkerei Aktien-Gesellschaft, die ihren Geschäftssitz in der Wilhelmshöhe 30 hatte. Ab 1874 findet sich im „Berliner Adreß- Buch für das Jahr 1874“ der Eintrag „Berliner Molkerei, Actien-Gesellschaft. Wilhelmshöhe 30. und Tempelhoferberg (Hinter der Berliner Bock-Brauerei)“. Elf Jahre später ist die Molkerei bereits in Liquidation.

Die Fidicinstraße heißt noch Alter Mühlen Weg, ist aber auch schon als Straße 23 des Bebauungsplans ausgewiesen, die Schwiebusser Straße als Straße 22.

Die Bodenarbeiten zur Vorbereitung der weiteren Bebauung waren aufgrund des sandigen Bodens sehr aufwendig.

Julius Jacob: Arbeiter am Tempelhofer Berg, 1884

Doch erst nach der Fertigstellung der „Wasserhebe Station“ 1888 begann der Wohnungsbau.

1889: Situations-Plan von Berlin mit dem Weichbilde und Charlottenburg.

Die letzte Mühle verschwand und ebenso die Molkerei. Dafür wurde die Bockbrauerei entlang der Schwiebusser Straße noch einmal erweitert. 1910 schließlich war die Bebauung des Quartiers beendet.

Auch die Bockbrauerei mit dem Festsaal an der Fidicinstraße und dem Rondell des Biergartens hat nun ihre endgültige Form.

1910: Übersichtsplan von Berlin in 44 Blättern (Straube-Plan)
Die Fidicinstraße vom heutigen Mehringdamm aus gesehen. Postkarte um 1910
Eingang zur Bockbrauerei in der Fidicinstraße um 1900
Eingang zur Bockbrauerei in der Fidicinstraße um 1900
Eingang zum Biergarten der Bockbrauerei in der Fidicinstraße um 1903
Blick aus der Fidicinstraße 41(?) auf den Eingang zur Bockbrauerei